60 Jahre Freiwilligendienste-Gesetz

Augustinum Gruppe

1954 wurde ein „Diakonisches Jahr“ in Neuendettelsau ins Leben gerufen. Ziel war es, junge Menschen als Mitarbeiter*innen auf Zeit oder Dauer zu gewinnen.

Ihnen sollte aber auch Bildung für ihre weitere Lebenspraxis vermittelt werden. Über die Jahre folgten andere Träger dem Beispiel aus Bayern. Gertrud Rückert gründete 1962 im Augustinum den Philadelphischen Ring. Sie und die anderen ebneten also den Weg für einen geregelten Freiwilligendienst.

Am 29. April 1964 erließ die Bundesregierung das „Gesetz zur Förderung eines freiwilligen sozialen Jahres“.

Es stellt den Freiwilligendienst auf eine rechtliche Grundlage, indem es die Einsatzmöglichkeiten regelt, Zulassungsvoraussetzungen für Träger und eine Altersgrenze für die Freiwilligen bestimmt sowie eine pädagogische Begleitung vorschreibt. Mit dem Gesetz sollten Benachteiligungen der Freiwilligen gegenüber Auszubildenden vermieden werden; Freiwillige sollten nicht als kostengünstige Arbeitskräfte missbraucht werden. Es wurden zu gewährende Leistungen, das Trägerprinzip und die pädagogische Begleitung festgeschrieben.

Wir haben also Grund zu feiern, in diesem Jahr leistet die 300.000 Freiwillige in der evangelischen Trägergruppe ihren Dienst:

  • 300.000 Mal freiwilliges Engagement für andere
  • 300.000 Mal Begegnungen zwischen den unterschiedlichsten Menschen
  • 300.000 Mal gelebte Solidarität.

Die Feierlaune wird jedoch getrübt. Die Bundesregierung hat massive Kürzungen in der Förderung der Freiwilligendienste geplant. Aufgrund großer Anstrengungen aller Träger – auch das Augustinum hat sich mit verschiedenen Aktionen beteiligt – ist es gelungen, die Kürzungen für 2024 zu verhindern. Der Haushalt für 2025 ist noch nicht verabschiedet und der Freiwilligendienst steht erneut auf der Kürzungsliste.

Für uns als Augustinum ist der Freiwilligendienst jedoch eine Investition in die Zukunft. Vermittelt er jungen Menschen doch wichtige Erfahrungen, um sich für eine Ausbildung in sozialen Berufen zu entscheiden. In diesen Berufen sind wir heute schon vom Fachkräftemangel besonders betroffen, wir müssten deshalb in ganz Deutschland eher noch mehr Plätze in den Freiwilligendiensten anbieten, damit der Mangel nicht noch größer wird. Hinzu kommt, dass der Freiwilligendienst eine Bildungszeit ist, und gerade jetzt, wo Populismus und Extremismus wachsen, müssen wir junge Menschen eher noch stärker unterstützen, um sie für ein Engagement in der demokratischen Gemeinschaft zu gewinnen.

Wir unterstützen daher die bundesweite Kampagne #freiwilligendienste stärken und fordern Dienstrecht statt Dienstpflicht. Alle, die einen Dienst freiwillig machen wollen, können das auch tun! Das würde bedeuten, dass der Staat ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stellt und auch für den Dienst wirbt.

Gisela Joelsen, Leiterin der Augustinum Freiwilligendienste

Auf dem Foto sind Cordelia Koppitz, Freiwillige in München Neufriedenheim aus dem Jahr 1965 und jetzige Bewohnerin der Augustinum Seniorenresidenz Freiburg, mit Nils Kammerer, aktueller Freiwilliger in Freiburg, beim „High Five der Generationen “ zu sehen.